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running soon: 1. Herz-Kreislauf, StrongmanRun 2015

#Travelthon: Africa is amazing

3.800 Kilometer in 5 Flugstunden trennen die Seychellen vom nächsten Ziel des Travelthons: Afrika. Auf dem Reiseplan steht im Krüger Nationalpark die Fauna und Flora des Nordostens von Südafrika. Außerdem als Revanche zum Dschungeldickicht der Seychellen ein luftiger Skytrail über den Wipfeln und Schluchten plus Belastungsprobe in Sachen Sicherheit als Alleinreisender im Greyhound in´s nächtliche Johannesburg. Oder wie ich es nenne: Im Todesbus der Hominiden-Hölle. Überlebt und überzeugt: Africa is amazing.

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Über Johannesburg
Bei der Organisation der Reise stand für mich lediglich Johannesburg als Zielflughafen fest. Joburg ist die Hauptstadt der Provinz Gauteng im Nordwesten der Republik Südafrika, nicht zu verwechseln mit Pretoria, Hauptstadt Südafrikas und nur rund 50 Kilometer nördlich gelegen.

Mit gut 4,5 Millionen Einwohnern ist Johannesburg weltweit einer der größten Großräume, die weder an ein Meer noch an einen Fluss oder anderes Gewässer grenzen. Ähnliche Städte sind Peking, Mexico-Stadt oder Teheran. Gegründet als Goldgräber Gemeinde, ist sie heute das wirtschaftliche und finanzielle Zentrum Südafrikas. Durch den Flughafen außerdem Drehscheibe zu vielen weiteren in- und ausländischen Zielen.

Politisch liegen hinter Südafrika bewegte Zeiten. Die staatlich reglementierte Rassentrennung (Apartheid) ist überwunden, doch das Land steht weiterhin vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen. In Johannesburg beispielsweise Kriminalität – die Innenstadt wird von leeren Hotels und Bürogebäuden dominiert, da viele Weiße bzw. Firmen das Zentrum aus Sicherheitsgründen verlassen haben. Doch Südafrika ist immerhin nicht Mali oder der Südsudan, die aktuell weit größere Krisen durchleben.

Ziel: Krüger Nationalpark
Bei meinen Vorbereitungen habe ich Johannesburg als Urlaubsort trotzdem rasch verworfen. Alternativ bot sich das an der Südspitze rund 1.300 Kilometer entfernt liegende Kapstadt (Cape Town) bzw. der nordöstlich 350 Kilometer nahe Krüger Nationalpark an.

Die Entscheidung wurde mir aufgrund eines Computerfehlers im Buchungssystem eines Reisekonzerns abgenommen. 5 Sterne im Golf-Resort für 8 € pro Tag inklusive Frühstück in unmittelbarer Nähe zusammen mit den Krokodilen und Nilpferden auf dem Areal, das war unschlagbar. Wo immer ihr auf den Bildern einen Golfplatz oder gut gehegte und gepflegte Rasenfläche sehr, ist es Teil der Hotelanlage. Super zum Laufen, auch wenn man sich sehr vor fliegenden Golfbällen in Acht nehmen sollte.

Eine Mischung aus Glück und Geduld bringt bei der Durchsicht potentieller Unterkünfte solche Angebote manchmal zutage. Natürlich ist die Buchung selbst nicht immer von Erfolg gekrönt, doch Ausdauer wird auch hier belohnt. Und auch wenn nicht, dann vielleicht doch: Das BGB kennt im § 144 die Regel, dass bei mehrfacher Bestätigung die Anfechtung wegen Irrtums verwirkt ist. Also, ab in den Urlaub.

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Tagebuchtrio
Letzte Worte vorweg, bevor in die Tagebucheinträge geht. Afrika hat sich ebenso wie die Seychellen und Abu Dhabi als persönliches „most wanted“ Reiseziel qualifiziert. Die Fülle an Eindrücken, Schönheiten und Möglichkeiten war überwältigend. Mir ist völlig klar, dass ich bei dieser ersten Stipvisite im Vergleich nur ein Sandkorn am Strand sah, gemessen an der Größe des ganzen Landes. Das macht demütig und scheinbar gilt das wissenschaftliche beliebte Zitat von Werner Heisenberg auch auf Reisen: „Nur wenige wissen, wie viel man wissen muss, um zu wissen, wie wenig man weiß“.

Weil seit dem letzten Bericht über die Osterferien jetzt schon wieder 2 Wochen ´rum sind, packe ich gleich drei Berichte in einen Beitrag. Die klassische Safari plus einen luftigen Skytrail. Am meisten „Thrill“ bot jedoch die die abenteuerliche (und nicht ungefährliche) Reise zurück zum Flughafen. Eine gute Auswahl der Erlebnisse und Aufzeichnungen zu Afrika.

Viel Spaß beim Lesen!


Sonntag, 15. März: Safari

Um 5 Uhr morgens geht´s los. Unser Ranger holt mich direkt am Resort ab, das ist praktisch. Im Wagen sitzt bereits Anna, angehende Veterinärmedizinierin und aufgesammelt im nahegelegenen und annehmbaren„Backpackers“, wo der Name Programm ist. Internationale Rucksacktouristen nächtigen hier zum günstigen Preis in schlichtem Ambiente. Gemeinsam holen wir am nahegelegenen Hotel noch eine kleine Gruppe von drei weiteren, englischsprachige und –stämmige Gäste ab. So komplett geht es anschließend in der Morgendämmerung rund 30 Kilometer zum Phabeni-Gate des Krüger Nationalparks.

Die frische und relativ kühle Morgenluft macht im offenen Wagen rasch wach. Schnell machen wir uns untereinander bekannt, Anna und ich unterhalten uns fortan schon allein aus Höflichkeit den anderen gegenüber nur auf englisch, was angesichts meines veterinärmedizinischen Wortschatzes zu Beginn keine leichte Angelegenheit ist. Zum Glück gibt es noch andere Themen, zum Beispiel Fotografie, Reiseberichte oder den aktuellen Pistorius Prozess in Pretoria.

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Am Phabeni-Gate
Mich erfasst unerwartet ein spezieller, persönlicher Moment mit leichter Déjà-vu-Tendenz: Bei den Vorbereitungen habe ich mir diesen Ort und dessen Umgebung in Google Street View angeschaut, bin die Straßen rundherum digital abgefahren. Jetzt bin ich hier, live vor Ort, und wundere mich über die Vertrautheit. Ich genieße den Moment, spinne aber auch die Gespräche in der Gruppe damit weiter. Es ist ähnlich bizarr wie sich auf den Seychellen kurz vor Mitternacht am Strand mit einem Rastafari über die Möglichkeit der ISS-Sichtung am Himmel zu unterhalten. Hightech trifft Natur. Beide Male kommt das Thema aber gut an und bereichert unsere Gespräche.

Die Engländer erzählen mir von Flatrate-Tickets für die Business- und First-Class bei Pan Am, die in den 70ern für Einmalpreise von lumpigen 15.000 Dollar verkauft worden sind. Wenige Jahre später hat die Airline das als Fehler betrachtet, sich die AGB in Verbindung mit den Kunden genauer angeschaut und dort storniert, wo sie nur konnte. Auch anekdotisch bildet so eine Reise.

Nach der kurzen Pause am Gate zwecks Formalitäten sind wir bei Sonnenaufgang im Krüger-Nationalpark. Es ist kurz vor 6 Uhr und die Sonne steigt am Horizont als großer roter Ball auf. Sonniges Wetter hat sich angekündigt, wie so oft ganz anderes als in der Wettervorhersage. Regen ist für eine Safari eigentlich besser: Sonne und wolkenloser Himmel bedeutet Hitze, die Mensch und Tier gern im Schatten verbringen. Tatsächlich steht uns ein heißer Tag ins Haus, ab späterem Vormittag werden wir kaum noch Tiere sichten. Doch noch ist es nicht soweit:

Naturparadies Afrika – Wiege der Menscheit
Uns bieten sich überwältigende Anblicke von freilaufenden Tieren in ihrem natürlichen Habitat. Krüger ist die Heimat einer überaus artenreichen Tierwelt mit 484 Vogel- und 147 Säugetierarten, 94 verschiedenen Reptilien und 33 Amphibien sowie der stattlichen Anzahl von 200 Baumsorten. In diesem von der Sonne verwöhnten Zipfel des ursprünglichen Afrikas ist dem Besucher das aufregende Erlebnis, wilde Büffel-, Elefanten- und Zebraherden durch das Grasland streifen zu sehen, noch vergönnt. Am Abend kann die Unterhaltung am Lagerfeuer vom Brüllen der Löwen oder dem Heulen von Hyänen unterbrochen werden. Die Buschlandatmosphäre allgegenwärtig und verzaubert die Menschen, die sich unwillkürlich treiben lassen und mit dem grandiosen Umfeld verschmelzen.

Schon rasch nach der Einfahrt sehen wir 4 der „Big 5“: Rhino, Buffalo, Lion & Elephant. Nummer 5 lebt, Leoparden verpassen wir mehrere Male nur knapp. Der Begriff der „Großen Fünf“ wurde ursprünglich von Jägern geprägt, die diese Tiere als die gefährlichsten einstuften. In einer Welt, wo Gnus und Zebras zu Zehntausenden über die unendliche Weite der afrikanischen Steppe ziehen. Mit schlammigen Wasserlöchern, in denen hungrige Krokodile lauern. Mit Löwenrudeln, die durch das hohe Gras schleichen und ehrfurchtgebietend brüllenden Elefantenbullen. Eine Welt, in der die Stärkeren die Schwächeren fressen. Die Wiege der Menschheit.

Mit unserem Ranger-Hominiden haben wir Glück, er scheint außerordentlich friedlich, erfahren und verständigt sich andauernd mit seinen Kollegen hinsichtlich aktueller Sichtungen per Funk. Er legt eine freundliche und engagierte Art an den Tag, die ein bisschen gedämpft wird, da sich unsere englischen Begleiter anfangs ausgesprochen routiniert geben (was sie, wie ich später erfahre, auch wirklich sind), und auf seine Fragespiele eher müde eingehen. Wie nennt man eine Herde von Zebras? Wie eine Herde von Giraffen ? Und wieso ist dieser Elefant vor uns ein _afrikanischer_ Elefant (weil er a) in Afrika lebt und b) so große Ohren hat). Es werden auch Kleinigkeiten, an die ich mich später gern erinnern werde, wie das fröhliches Pfeifen oder die besondere Aussprache verschiedener Tierarten unseres Führers – Buffallo, Buuuuffalllo, Buffallobuffallobuffallo o o.

You can say you to me
Damit kein falscher Eindruck aufkommt: Unsere Truppe und gerade die Gesellschaft der Engländer war toll. Zwar musste ich mich angesichts der Geräusche des Fahrtwindes im Wagen doch sehr bei der Unterhaltung konzentrieren, doch wir waren schnell auf einer Wellenlänge. Spätestens bei der ersten Pause im Sukuza-Camp, einem der Hauptcamps im Krüger Park, in welchem man nicht nur alles bekommt was man so benötigt, sondern auch übernachten kann. Als Tagesbesucher muss man gegen Abend den Park wieder verlassen haben. Wehe, man verpasst die Schließzeit des Gates, woraufhin eine selbst für europäische Verhältnisse hohe Geldstrafe fällig wird. Ausnahmen sind natürlich geführte Safaris in der Morgen- bzw. Abenddämmerung.

In Sukuza tauschen wir uns ein wenig aus. Einer der Engländer besitzt hier in Südafrika eine Ranch mit Giraffen und Impalas. Sein Geld verdient er als Vorstand einer renommierten Bank. Schnell sind wir im Gespräch, nicht nur, weil man auf Reisen schnell im Gespräch ist. Mein Status als Alleinreisender ist immer wieder Anlass für Fragen. Er selbst ist nicht alleine, hat vor 30 Jahren schwere Zeiten erlebt. “Fucked up by his wife“, wie er sagt. Lange her. Um seinen Sohn hat er erfolgreich gekämpft, er bedeutet ihm alles und mittlerweile arbeiten sie sogar zusammen.

Fortan sind wir den Tag über eng miteinander und fachsimpeln über Farm-Advertisment und schnittige DSLRs wie die hardwaretraumgewordene Canon EOS 5D Mark III. Es gibt ja nichts über Qualität beim Material. Der Mann hat Ahnung auch von Fotografie und Bildbearbeitung, bevorzugt aber auf dem Mac das (einfachere?) Aperture statt (komplizierten?) Lightrooms, Ich nuschle da noch ein „it´s easy, mostly slider“, bevor er sich wieder meine Kamera schnappt und ein paar Fotos von mir bzw. uns macht. Toller Kerl!

Gleiches gilt für Simon und seine Frau. Er erinnert mich ein wenig an an Richard Hammond aus Top Gear, nur noch smarter. Er sei der „Techno“ laut seiner Frau, als sie von mir wissen möchte, ob ich ihnen meine Fotos zur Verfügung stellen könne. Sie sind nur mit iPhone und iPads bewaffnet. Als ich ein wenig auf die Sharing-Möglichkeiten der Cloud eingehe , verweist sie straight auf ihn. Wieder Männergespräche. Auf den Seychellen hatte ich ja noch die bezaubernde Vivian kennengelernt (mit Freund Nicolai, das sage ich der Korrektheit und des Respekts vor Beziehungen halber dazu) , die das Wort „Algorithmus“ ebenso natürlich verwendete wie ihre Kenntnisse über WLANs und Photoshop. Werkstudentin bei T-Systems. Whow. Gleichwohl sind die thematischen Inhalte des Gesprächs mit Simon nicht von schlechten Eltern, doch dazu später mehr. Es geht um interessante Apps eines befreundeten Programmierers, die schöne Mehrwerte für Sportler bieten. Spontan muss ich an Flappy Bird denken und verspreche, sie mir mal anzusehen und hier im Blog eventuell vorzustellen.

Nesthäckchen Anne spricht als angehende Veterinärmedizinerin im Praxisjahr ein besseres Alltagsenglisch als ich, bei „Techno“ Fachspezifika aber passt sie. Außerdem wirkt sie auf mich ein wenig wie eine der Darstellerinnen aus „The Big Bang Theory“ (und zwar NICHT wie Dr. Bernadette Maryann Rostenkowski-Wolowitz, sondern eher Dr. Amy Farrah Fowler).

Das macht sie mir natürlich ebenfalls ein wenig symphytisch, doch weiß ich einfach zu wenig zu Vögeln. Sie zeigt mir Aufnahmen auf ihrer kleinen Lumix Bridge-Kamera, für die ich sie zunächst unter technischen Gesichtspunkten bedauere. Angesichts ihrer ausgezeichneten Fotokünste legt sich das Gefühl jedoch recht schnell, da sie wirklich ausgezeichnete Aufnahmen im Kasten hat. Und weiß auch noch zu jedem Foto und Getier (häufig Vögel) viel zu berichten. Außerdem unterhält sie sich wiederum hervorragend mit dem Bankvorstand über die Diagnostik und Pflege dessen Tiere.

Apropos Tiere: Aus dem sicheren Wagen heraus (Rausgehen ist streng verboten und gefährlich) halten wir unentwegt Ausschau. Sichtungen bedeuten meist einen vollen Stopp bzw. langsames Rollen, die Suche nach einem besseren Sichtpunkt. Selbst mitten auf der Straße sehen wir wilde Tiere. Die Begegnung mit der Herde von Elefanten war dabei sicher mit am spektakulärsten.

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Begegnung mit den Elefanten
Nur wenige Wochen zuvor war exakt auf „unserer“ Straße im Südwesten der Mietwagen zweier Touristen von einem Bullen angegriffen und umgeworfen worden (vgl. SPIEGEL online). Leider wurde er von zwei Parkwächtern kurz darauf erschossen. Hauptsächlich, so die Informationen aus den Gesprächen vor Ort, um für die Öffentlichkeit das Signal zu setzen, dass man sich um die Sicherheit der Menschen kümmere. Das Tier hat aber nichts falsch gemacht und wurde von den Fahrern provoziert. Sie haben den Elefanten nicht respektiert, seien vor und zurück und vor und zurück gefahren. Das Tier hat das Auto lediglich umgeworfen und damit handlungsunfähig gemacht. Den Tod hat es nicht verdient, selbst unter dem Gesichtspunkt der Überbevölkerung mancher Tierarten im Park, wozu tatsächlich auch Elefanten zählen.

Unsere Sichtung verlief unspektakulärer, doch nur in diesem Punkt. Die Elefanten waren sehr nah, kreuzten die Straße, verständigten sich über das tieffrequente Brummen ihrer Mägen und führten so manches Junges mit. Noch einige weitere Male sollten wir sie an diesem Tag im Busch sehen, wirklich prachtvolle und mächtige Tiere, die nichts und niemanden fürchten. Leider ein Trugschluss, da sie genau wie die Nashörner weiterhin wegen ihres Elfenbeins gewildert werden (Nashornhörner bestehen allerdings genauer gesagt nicht aus Elfenbein, sondern dem fibrillären Protein aggluiniertem Keratins).

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Je höher die Sonne stieg, desto heißer wurde es. Die Herde Affen schien das nur bedingt zu interessieren, auch wenn das eine oder andere Exemplar am Rand der Straße schlief oder herzhaft vor uns in die Kamera gähnte. Weiter entfernt zeigten sich äsende Giraffen und rennende Hippos (mit gut 30 km/h im vollen Galopp schneller als jeder Läufer). Die Straße selbst kreuzten immer wieder Echsen und so manche Schlange, während die Bäume hunderte Meter weit mit den größten Spinnennetzen bewachsen waren, die ich in meinem Leben gesehen habe. Die Spinnen selbst waren ein wenig kleiner als auf den Seychellen, sahen mit ihren gelb-schwarzen Leibern aber wesentlich gefährlicher aus. Und laufen würde ich schon allein wegen dieser Netze im Busch höchst ungerne…

Mit dem Mittag ging die Frequenz der Sichtungen wie erwartet stark zurück. Die Tiere zeigen sich vornehmlich am frühen Morgen, späten Abend oder in der Nacht. Empfehlenswert ist so eine Tagestour trotzdem, da sich viel mehr Gelegenheit zur Sichtung der Landschaft und Camps bietet. Unser Weg führte uns weiter Richtung Osten und der Grenze nach Mosambik (weiter nördlich über den Park hinaus liegt Simbabwe, im Süden mit Swasiland einer der letzten Monarchien dieser Erde). Der Park misst von Norden nach Süden etwa 350 Kilometer und weist eine durchschnittliche Breite von 54 Kilometern auf. Damit erreicht er eine Ausdehnung annähernd die Israel oder Rheinland-Pfalz.

Gemeinsam verbringen wir eine letzte Rast miteinander in der mittäglichen Gluthitze im Lower Sabie Camp, genießen gemeinsam geschlossen Salat mit frischer Hühnchenbrust, und machen aus auf den Heimweg. Der Fahrtwind tut gut, die Haut brennt schon wieder durch das stundenlange Sonnenbad. Sehr entspannt und voller Eindrücke geht die Fahrt gegen 15 Uhr zu Ende. Die Engländer sind so nett, mich noch für den gleichen Abend zu sich in die Lodge einzuladen – doch das ist eine andere Geschichte.

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Dienstag, 18. Oktober: Skytrail

Der letzte Tag in Afrika beginnt wolkenverhangen. Am Abend zuvor gab es heftige Gewitter Solche Wucht von Blitz, Donner und Niederschlägen habe ich noch nicht erlebt. Bleibende Eindrücke, doch für den Moment nasse Füße und Schicht im Schacht und Pool und Green.

Ich versuchte mein Glück alternativerhalber beim Skytrail. Afrikas größter kabelgeführter Hangelstrecke, 1.2 Kilometer lang über den Dächern des nahegelegenen Regenwaldes und Flusses. Es reizte mich aufgrund der Höhe und der Tatsache, das langsame Vorankommen im Regenwald der Seychellen vergessen zu machen: Oberhalb jeder Vegetation und jedes Flussbettes mit bis zu 70 km/h angeseilt hinabzugleiten hatte seinen Reiz. Außerdem ist das Preis-/Leistungsverhältnis aufgrund des starken Euros im Verhältnis zum südafrikanischen Rand ausgesprochen gut: Die rund 3 Stunden mensch- und materialintensiver Ausflug kosten gerade mal umgerechnet 25 Euro.

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Gegen Mittag startet die Tour beim Team in der 2 Kilometer entfernten Stadt, die wie immer zu Fuß erreiche. Ruckzuck sind unsere Gurte angelegt, meine GoPro auf dem Helm verzurrt und die ersten Übungen auf dem Trainingsanlage absolviert. Gemeinsam starten wir in den Jeep, um zur Anlage in das nur 15 Minuten entfernte Naturschutzgebiet nahe dem Krüger Nationalparkes zu fahren.

Die letzten hunderte Meter sind bereits im Jeep abenteuerlich und machen jedem Playground für 4×4-Vehikel alle Ehre. Hügel, Schlaglöcher und Gefälle von gefühlten 45 Grad stellen Mensch und Maschine auf eine harte Probe. Am Ende erreichen wir unser Ziel wohlbehalten und gehen wenige Meter bergab durch den Wald.

Urplötzlich eröffnet sich vor uns ein atemberaubendes Panorama über den Baumwipfeln. Wir stehen vor einer Holzplatzform am Rande eines Abgrundes. Von ihr spannt sich ein Drahtseil mehrere hundert Meter zu einer winzig erscheinenden anderen Station gegenüber und deutlich tiefer. Zwar haben wir die Technik auf der Trainingsanlage erlernt, doch das hier ist definitiv ein anderes Kaliber. Wir atmen alle erstmal tief durch.

„Alle“, das sind im Falle unserer Gruppe die beiden Südafrikaner Lynn, Ray und ich. L & R sind ein Paar, seit rund 20 Jahren glücklich miteinander. Zusammen erkunden sie bei Reisen gern die ganze Welt und unternehmen auch viel in ihrer Heimat Südafrika, zum Beispiel aktuell eine Motorradtour mit Rays BMW 1200R. Qualität beim Material auch hier, das lob´ ich mir.

Der Skytrail ist gut beherrschbar und bereitet allen Teilnehmern größte Freude. Unser kleines Dreierteam wird begleitet von zwei Guides, von denen einer jeweils „vorsteigt“, uns auf der anderen Seite erwartet. Die Strecke zieht sich tatsächlich über 1,2 Kilometer und verteilt sich auf 9 Plattformen, deren Strecken zur nächsten Plattform jeweils ihren ganz eigenen Charakter haben: Von kurz und rasant bis lang und aussichtsreich ist alles dabei. Gebremst wird eigentlich nicht, allerhöchstens bei der „Landung“. Drehungen sind mit ein wenig Feingefühl in den Armen und Hüften vermeidbar, machen jedoch großen Spaß, lässt man sich auf die sein.

Wir wechseln uns in der Reihenfolge immer mal wieder ab, um gegenseitig Bilder von Abflug und Ankunft einzufangen. Mein Angebot, ihnen die Aufnahmen der GoPro gern zur Verfügung zu stellen, erfreut Lynn und Ray außerordentlich. Schnell sind wir daraufhin im Gespräch, das uns den ganzen Nachmittag besagter maßen nicht mehr loslassen wird.

Gegen Ende des Trails seilt uns einer der Guides von der letzten Plattform einzeln ab, Special-FX inklusive. Lynn wird vermeintlich losgelassen, findet das zunächst „fucking scary“, lacht aber anschließend aus vollem Herzen. Mir wird gleich noch eine Drehung um 180 Grad empfohlen, der ich am Seil gerne reichtlich hölzern nachkomme. Anschließend ebenfalls kurz die Sicherung gelöst und kurz vor dem kopflastigen Touchdown gestoppt. Auch mit Ansage absolut amazing!

8 Skytrails

Die Aktivität und das Team rund um Skytrail in Hazyview ist sehr empfehlenswert. Schöne Grüße von dieser Stelle und wie versprochen dieser bebilderte Bericht. Ich wünsche dem Team alles Gute für die Zukunft, eigenen Angaben nach laufen die Geschäfte gut, an manchen Tagen unternehmen sie drei Touren mit jeweils maximal 8 Teilnehmern. Da wird´s dann schon mal ein bisschen eng auf den Plattformen, heruntergefallen ist bislang aber noch niemand…

Zum Abschluss laden mich Ray und Lynn auf ein Bier im nahegelegenen Lokal ein. Voller Adrenalin mit dem verstreichenden Nachmitag zunehmend voller Bier tauschen wir uns aus. Im Gespräch mit den beiden Südafrikanern kann ich meine Eindrücke mit Informationen aus erster Hand abgleichen. Sie sind dafür sehr an Europa interessiert, lieben Italien und Reisen rund um die Welt. Wieder einmal darf ich ausgesprochen nette, interessierte und kommunikative Menschen kennenlernen, an die ich mich sich noch lange erinnere.

Gleiches gilt für die Nacht der Abreise, nur auf völlig andere Art…


Montag, 17. März: Planung der Abreise

Vorweg: Ursprünglich hatte ich mit einem Mietwagen geplant, um nicht nur die 350 Kilometer zwischen Flughafen und Krüger zu überbrücken, sondern auch im Park autonom zu sein. Von den Engländern als Kolonialherren hat Afrika den Linksverkehr geerbt, doch der hätte mich nicht geschreckt. Ebenfalls nicht die Sicherheitslage im Land, selbst als Alleinreisender, beachtet einfache und naheliegende Grundregeln, die ebenso in europäischen Großstädten Gültigkeit haben.

Doch leider kam mir in der Hektik bei der Anreise über Abu Dhabi mein internationaler Führerschein abhanden. 15 Euro kostet dieses in manchen Ländern vorausgesetzte, offizielle Dokument, das von der lokalen Führerscheinstelle in Deutschland ausgestellt wird. Zwar hatte ich auf dem Smartphone gute Photos, doch das Original ersetzt das so wenig wie Fotokopien. Dank an dieser Stelle an Budget, die mir tatsächlich den Wagen ausgehändigt hätten – aber auf eigenes Risiko: Bei den (häufigen) Straßenkontrollen der Polizei hätte ich vermutlich jedesmal ordentlich „Trinkgeld“ geben müssen, um passieren zu dürfen. Ohne gültige Papiere wäre im Falle eines Unfalls außerdem ein Gefängnisaufenthalt unvermeidbar. Ob ich den Wagen wirklich wolle? Nein, vielen Dank.

Herzlichen Dank an Sunny Cars, die mir aus Kulanz die Kosten des vorausbezahlten Mietwagens zurückerstatteten (übrigens sehr überschaubare 160 Euro für eine ganze Woche inklusive sämtlicher Versicherungen). Die Hinfahrt habe ich daraufhin mit einem sehr netten Travel Agent vom Flughafen via Kleinbus und Taxi geregelt.

Auf eigene Faust
Im Resort habe ich leider in all den Tagen meines Aufenthaltes keine Deutschen getroffen. Sie wären vielleicht eine Möglichkeit gewesen, gemeinsam zum Flughafen nach Johannesburg zurückzufahren, um so auch erneute Kosten von rund 70 Euro dafür zu sparen. Die internationalen Gäste des Golfhotels sahen mir hingegen mit ihren Aston Martins und Porsche nicht so aus, als würden sie mich zufällig am 19. März mitten in der Nacht mit zum Flughafen nehmen. Außerdem lässt sich so etwas doch wohl leicht alleine organisieren – bzw. die Rezeption mit der Aufgabe betrauen.

Vor dem Frühstück stecke ich also einem der drei Servicemitarbeiter ein ordentliches Trinkgeld zu und bat ihn, eine idealerweise halbwegs günstige Möglichkeit für den Transport zum Flughafen nach Johannesburg zu finden. Ich sei flexibel, müsse nur um spätestens 6 Uhr morgens in JHB sein. Wenn es die Verkehrsmittel erfordern, reiste ich auch am Vortag ab bzw. an, no problem. Angesichts seiner ins Gesicht geschriebenen Irritation und Hektik machte ich ihm klar, dass ich die Infos nicht direkt brauche, sondern er sich gern den Tag über Zeit lassen kann, und ich am Nachmittag noch mal vorbeischaue.

Zwischenzeitlich hat er zweimal versucht, mich auf dem Handy zu erreichen. Wie es so lautlos im Busch mit mir herumstreifte, höre ich es nicht, und wende mich am Nachmittag erneut persönlich an die Rezeption. Er eröffnet mir, dass er eine Möglichkeit gefunden habe, doch die sei sicher „too expensive for me“. Moment mal: Über welche Summen sprechen wir? 2.500 Rand, rund 170 Euro. Was in der Tat viel zu viel ist, doch grundsätzlich nicht unbezahlbar. Der Einfachheit halber hatte er wohl nur eine Taxi-Direktverbindung erfragt. Wozu hatte ich ihm eigentlich eingangs alle Informationen einschließlich der favorisierten Kombination mit Minibus aufgeschrieben?

Die Hilfe sollte sich tatsächlich zunächst auf „zu teuer“ beschränken. Ich machte ihm klar, dass ich dringend auf den Transport angewiesen wäre, so schön das Land auch sei. Was wir also jetzt machten? Die von Vornherein ins Feld geführten Minibusse waren ihm dann doch noch einen halbherzigen Anruf wert, allerdings ohne Erfolg. Ausgebucht oder zeitlich unpassend, so genau war das nicht zu verstehen. Klarer Fall von „willst du es gut, mach es selbst“. Theoretisch zumindest. Also das Telefon und Busverzeichnis der Rezeption geschnappt und Greyhound angerufen.

Go Go Greyhound
Unter Greyhound stellt man sich als Europäer gemeinhin die aus den USA früherer Tage bekannten silbernen Langstreckenbusse, vor. Ohne Details zur spannenden Reise vorwegzunehmen: In Südafrika sind es ganz normale Großraumbusse für die Langstrecke, ähnlich unseren Citylinern.

Das Telefonat mit Greyhound zog sich ein wenig hin, wurde wie der gesamte Urlaub in englischer Sprache geführt und führte schlussletzlich zu einer auf den ersten Blick optimalen Verbindung, mit der ich um kurz vor Mitternacht in Nelspruit, der nächstgrößeren Kreisstadt, losfuhren konnte. Geplante Ankunftszeit 05:00 Uhr morgens am Johannisburg Airport. Perfekt.

Es fehlte lediglich noch ein Taxi, das mich nach dem Checkout gegen 22 Uhr nach Nelspruit brachte, wo der Bus startete. Der erfolglosen Rezeptionisten bekam eine Bewährungsprobe, die er jedoch in zweierlei Hinsicht verstreichen ließ. Einerseits aufgrund der Wartezeit bis zur Klärung, andererseits seinem Angebot, das ich preislich erneut mit diesmal 700 Rand (rund 50 Euro) irgendwo im Bereich einer Touristenfalle verortete. So viel hatte ich schließlich bereits bei der Anreise für das Taxi bezahlt und mittlerweile dazugelernt: In Südafrika ist Handeln ein Muss.

Da ich noch die Nummer von meinem Taxifahrer von der Hinfahrt hatte, bedankte ich mich flüchtig und verwies auf andere Optionen. Herr Portier war hörbar enttäuscht, mit so viel Autonomie hat er dann wohl doch nicht gerechnet, vielleicht ging ihm ja auch eine Möglichkeit für ein willkommenes Family-Business von der Angel. So rief ich also den Driver meines Vertrauens an, nannte die Details und erbat seine Zustimmung, den Transport für 500 Rand durchzuführen. Nach ein wenig Hin und Her stimmte er mit Freude zu.

So schmolzen die ursprünglichen 2.500 Rand der Rezeption auf gerade einmal 730 Rand zusammen. Erstaunlich, dass die Busfahrt mit lediglich 230 Rand den kleinsten Teil ausmacht, aber die größte Strecke abdeckt (300 Kilometer zu 50 Kilometer mit dem Taxi). Theoretisch der perfekte Plan. Doch es wird der Moment kommen, wo mir der eklatante Unterschied zwischen Bus und Taxi klar wird, Geld keine Rolle mehr spielt und ich mich verfluche, nicht einfach das Angebot des Portiers angenommen zu haben…


Mittwoch, 19. März: Abenteuer Abreise

Den 18. März verbringe ich noch nichtsahnend mit dem Skytrail (siehe oben) und laufe nach dem anschließenden Zusammensitzen mit den Teilnehmern Lynn und Ray für meine Verhältnisse bereits betrunken bestens gelaunt gegen Abend zum Ressort zurück. Schwebe auf Wolke 7, tanze in meinem Zimmer, weißt allerdings nicht so genau, woran das liegt. Vermutlich an der Verbindung aus Alkohol, der nahenden Abreise und dem tiefen Glauben, dass die Organisation der Rückreise zum Flughafen so gut geklappt hat. Doch Glauben ist nun mal bekanntlich nicht Wissen.

Ein letztes Mal das vorzügliche Grillbuffet genossen und die Koffer gepackt. Typisch deutsch stehe ich 30 Minuten vor der Ankunft meines Taxifahrers an der Rezeption und begleiche die Rechnung. Schon hilft mir der überfreundliche Service, die Koffer auf den noch verwaisten Parkplatz zu ziehen – muss ihnen erst klarmachen, dass ich einfach früh dran bin, und einfach in der Lobby warten möchte. Der Kofferträger weicht nicht von meiner Seite.

Drive (I)
Der Fahrer trifft ein und ich verabschiede mich. Im Höllentempo geht es auf Afrikas dunklen Straßen in das rund 50 Kilometer entfernte Nelspruit, größte Stadt im Kreis. Das Ziel ist die Abfahrtstation des Greyhound-Busses, die mein Fahrer Edwin nach kurzer Nachfrage an der hiesigen Tankstelle schnell fand.

Um 23 Uhr erreichen wir die Station, noch rund eine Stunde bis zur Abfahrt. Ihr müsst sie euch anders vorstellen, als ich es vielleicht von Deutschland kennt. Beziehungsweise nehmt einfach das Frankfurter Bahnhofsviertel kurz vor Mitternacht. Eine abgerissene Häuserzeile mit Nachtclubs und undefinierbaren Läden (geschlossen) und Personen (herumlungernd), an der Straße umgefallene Mülltonnen und sonstiger Unrat. Das Büro von Greyhound verschlossen und mit schwerem Stahlgitter verriegelt. Ausnahmslos Schwarze vor Ort, die zumeist auf den Bus zu warten scheinen oder in den Hauseingängen dämmern bzw. schlafen.

Der Anblick führt mich zu der offenen Frage an Edwin, ob das denn jetzt „safe“ sei. Nein, sei es nicht, meint er. Allerdings parken wir mit seinem Taxi direkt vor dieser Szene, seine Türe ist offen während ich mal zur Sicherheit angeschnallt auf dem Beifahrersitz anwachse und beginne, die Minuten zu zählen. Noch habe ich außerdem diese besagte Vorstellung von einem zauberhaft silbrigen Cityliner mit gediegenem Inneren der Variante „long-term“, der doch sicher bald hier einschweben wird, und mich mitnimmt, weg von dieser doch bemerkenswerten Ausnahmesituation für meine bisherigen Verhältnisse.

Edwin und ich unterhalten uns weiter angeregt, wie bereits die ganze Fahrt lang. Es geht um geldgeile Girlfriends, wahres Glück und die unübersehbare Vorherrschaft von Coca Cola in Afrika, die offensichtlich mit aller Macht in dem Markt drängen. Das Bewusstsein für gesunde Ernährung ist noch ausbaufähig, doch Edwin ist bereits ziemlich gut informiert, raucht sich zwischendurch allerdings gern auch mal eine. Soll er nur, mir ist eine Gesellschaft aktuell sehr recht,für die ich mich mit einem angemessenen Trinkgeld bedanke.

Seine letzte Tour heute, morgen früh wartet bereits die nächste Safari, er zeigt mir seine Einsatzpläne auf dem Handy. „Germans“ seien morgen dabei, „try your best on them“ textet sein Chef. Sie seien besonders anspruchsvoll nach seiner Erfahrung. Gemeinsam lachen wir, tauschen Stereotypen verschiedenster Nationen und unsere konkreten Erfahrungen damit aus. Unterbrochen werden wir nur vom Anruf eines Freundes auf seinem Handy, das er, wie die Menschen hier so häufig, über den Lautsprecher führt. So bin ich automatisch in der Lage, mitzuhören und mitzubekommen, dass unsere Warterei und die dadurch bedingte Verspätung ganz reale Auswirkungen auf sein Familienleben hat. Ein sehr „echter“ Moment, in dem mich nicht nur ein schlechtes Gewissen beschleicht, sondern ich das Edwin auch unumwunden so sage. Alles gut, meint er nur, und ich glaube ihm das. Seine Arbeit macht ihm Spaß und er möchte es sicher für mich zu Ende bringen.

Der Bus hat Verspätung und es ist vielleicht kein Wunder, in so einer Situation etwas nervös zu werden. Parallel ruft er bei Greyhound an, während ich aussteige, um mich bei dem gerade eingetroffenen Cityliner einer anderen Transportermarke zu vergewissern, den Bus nicht zu verpassen. Mein Gefühl beim Anblick dieses Busses und seiner Gäste ist nicht das Beste, doch noch schreibe ich es der Nacht und diesem Platz zu.

Ich gehe zum Taxi zurück. Just in diesem Moment trifft der Greyhound-Bus ein, ebenfalls nur ein normaler Langstreckenbus. Alles gut, denke ich mir, und Edwin hilft mir auf den letzten Metern engagiert mit dem Gepäck, das rasch im Bauch des Busses verschwindet. Wir verabschieden uns herzlich voneinander.

Johannesburg

Todesritt im Höllenbuss
Am Eingang des Busses zeigen die Fahrgäste ihre Tickets vor. Ich habe kurzfristig telefonisch gebucht und wurde, so hatte ich es verstanden, gebeten, bei Einstieg einfach meinen Pass zu zeigen. Was ich gegenüber des schlechtgelaunten und unkooperativen Herren tue. Nein, ich habe keine Referenznummer genannt bekommen. Ich mache ihm eindringlich klar, dass ich diesen Bus nehmen muss, um meinen Flug am Morgen in Johannesburg nicht zu verpassen. Unfreundlich nennt er mir meinen Platz, Reihe 9 am Fenster sei es, zwischenzeitlich hat er meinen Namen wohl doch auf der Liste gefunden.

Ich schaue in die Reihen und bin gelinde entsetzt. Die engen Plätze, 5 an der Zahl in jeder Reihe durchtrennt vom engen Mittelgang, sind voller übereinander schlafender maximalpigmentierter, massiger Menschen, die nicht unbedingt immer der Mittel- oder Oberschicht zugehörig zu sein scheinen. Die, die wach sind, schauen mich schweigend und feindselig an. Die meisten verfügen über eine Volumen, das mein Maß drastisch übersteigt.

Ein letztes Mal wende ich mich an den Kontrolleur vom Einstieg, um mich zu vergewissern, dass dieser Bus tatsächlich zum Johannisburg Airport fährt (und nicht etwa in das nächstgelegene Township)? Grantig verneint er, „Johannisburg City“. Entsetzen steigt in mir auf, JHB gilt als gefährlich, das Zentrum neben den Townships und Vorortzügen ganz besonders. Die Ankunft ist mitten in der Nacht, mein ganzes Gepäck am Mann und bereits hier um mich herum Menschen, die mich freundlich formuliert verunsichern.

Doch was soll ich tun? Edwin ist weg, und ich kämpfe mich durch den Gang. Aufgrund von reichlich Beinen, die sich quer über den Gang erstrecken, erwäge ich kurz zu krabbeln, entscheide mich dann aber doch, mich gegenüber den schlafenden Gästen bemerkbar zu machen. Augen auf und durch, hier hilft kein Hadern und Zaudern mehr. Situationen wie diese sollen ja mit einer gewissen ausgestrahlten Selbstsicherheit besser zu bewältigen sein, also nur Mut.

Mein Fensterplatz ist bereits belegt. Ohne jede Diskussion setze ich mich neben den dafür verantwortlichen afrikanischen Hünen, der immerhin vor sich hindöst. Der Bus ist genauso dunkel wie die Hautfarbe sämtlicher Personen um mich herum, im Bus bin ich ausnahmslos der einzige Weiße. Meine Gedanken kreisen um die 5 Stunden Fahrt, die vor mir liegen und die Ankunft in Johannesburg City.

Irgendwie finde ich zu einer halbwegs bequemen Sitzposition, die Rücksicht auf den Platz- und Schlafbedarf meines Nachbarn nimmt. Ich möchte hier gerne jedwede Form von Streit vermeiden und bin körperlich durchaus zu Kompromissen bereit. Tatsächlich kriege ich es hin, die Hände so zu positionieren, dass sie über wichtigen Teilen meiner Hose liegen: Den Taschen mit Geldbörse, Reisepass und Smartphone. Und denke darüber nach, dass ich Schlafen oder auch nur Dösen im Bus angesichts der gefühlten Unsicherheit eigentlich vergessen kann. So weit es eben geht.

Wachzubleiben ist jedoch nicht so einfach: Die Aktivitäten der letzten Tage und zuletzt der Skytrail samt anschließendem get-together-Gelage fordern in Verbindung mit dem rabenschwarzen Bus und einlullenden Geschaukel auf den Straßen ihren Preis: Müdigkeit überfällt mich, noch bevor es andere tun.

Auf zwei Monitoren läuft ein alter Martial Arts Film mit Bruce Lee, dessen Ton dem Bild Sekunden hinterherhinkt. Aus unerfindlichen Gründen beginne ich, ihn aufrichtig zu hassen, vermutlich eine Projektion meiner Gefühle. Ohnehin schaut niemand zu, stattdessen sind meine unmittelbaren Sitznachbarn mit einem Schnarchkonzert beschäftigt, das keinerlei Vergleich mit dem gestrigen Gewitter zu scheuen braucht. Ich versuche, die Geräusche als das zu nehmen, was sie sind: Ausdruck tiefster und natürlicher Menschlichkeit. Wer schnarcht, wirkt wenigstens nicht bedrohlich.

Die letzte Beschreibung mag lustig klingen, doch meine Nerven waren schlicht am Ende. Mich tröstete der Gedanke, dass morgen früh um 9 Uhr alles vorbei sein würde – ob nun auf dem Friedhof, im Krankenhaus oder im Flugzeug. Gestohlenes oder gar geraubtes Gepäck lässt sich ersetzen, fehlende Bilder und Texte sind verschmerzbar, selbst die Ausreise wäre mit Hilfe der Botschaft ohne Reisepass möglich. Die körperliche Unversehrtheit garantiert einem niemand, doch sollte man sich zur Beibehaltung im Falle eines Falles vielleicht einfach maximal kooperativ zeigen. Allesamt keine schönen Gedanken und keine schöne Fahrt durch die Nacht, die noch dazu durch Regen begleitet wurde. Ich überlege, den Fahrer wegen der Bestellung eines Taxis anzusprechen oder gleich den ganzen Bus für die Weiterfahrt zum Airport zu mieten. Am Geld soll es nicht scheitern, da könnten wir miteinander reden. Lasse beides, vielleicht aufgrund der Müdigkeit oder weil man Fahrer während der Fahrt nicht ansprechen soll.

Stunde um Stunde vergeht. Bevor meine Blase platzt, suche ich tatsächlich in der Dunkelheit nach der Toilette. Not kennt kein Gebot und tatsächlich geht die Sache recht reibungslos über die Bühne, auch wenn ich euch Details zum Zustand der buseigenen Anlage ersparte. Taste mich zurück zu meinem Sitz und döse trotz der Bedenken immer mal wieder ein.

Nachts in Johannesburg
Wolkenkratzer kommen ins Blickfeld und wir fahren von der Autobahn ab, auf der wir zwischendurch auch noch kurz von der Polizei gestoppt und kontrolliert wurden. Rechts und links eröffnen sich meist menschenleere Straßenfluchten, morgens um 04:00 Uhr, eine Stunde vor geplanten Ankunftszeit. Bang halte ich Ausschau, ob das nun bereits Johannesburg sei? Die Frage beantwortet sich mit der Vorbeifahrt an dem als solches mit großen Lettern betitelten „Joannesburg Stadium“. Noch einmal um den Block, dann halten wir in einer Art Busstation. Mitten in Hillbrow, einem der berüchtigsten Stadtteile des Zentrums.

Selten kam ich mir verletzlicher und beobachteter vor: Umgeben von übermüdeten und übellaunigen Menschen, mit zwei teuren Koffern (einer davon voller Technik wie Tablet-PC und Kameras). Schnell habe ich mein Gepäck an der Hand und es dauert nicht lang, bis ich umringt bin von mehreren Schwarzen. Sie bieten mir ihre Dienste an, wollen mich zum Taxistand führen und dafür im Gegenzug Getränke ausgegeben bekommen.

Halb höre ich ihnen zu, halb halte ich Ausschau nach Sicherheitskräften. Tatsächlich sind mehrere Polizei- und Armeeangehörige vor Ort und führen eine Art Einlasskontrolle durch. Mich wollen sie gar nicht kontrollieren, beantworten mir aber die Frage nach dem Taxistand. Mich auf die Angebote der Fremden um mich herum einzulassen ist indiskutabel, deeskalierend drücke ich ihnen jedoch ein paar Rand im Wert von gerade mal 30 Cent in die Hände. Blitzschnell sind sie damit verschwunden und ich auf dem Weg durch die Station zum Taxistand.

In der Halle schlafen und warten dutzende Einheimische, die mich neugierig betrachten und vereinzelt auf mich zugelaufen kommen. Nicht alle sehen freundlich gesonnen aus. Ich gehe weiter schnurstracks in Richtung Taxistand, der jedoch außerhalb in einer nur von orangefarbenen Gaslampen beleuchteten engen und verwaisten Straße hinter der Station liegt. Zum Glück sehe ich die Fahrzeuge in der obligatorischen Schlange stehen, genau in dem Moment, in dem ich aus der Station auf die Straße biege. Sollten das jetzt reale Taxifahrer sein, wäre ein wichtiges Zwischenziel geschafft.

Drive (II)
Tatsächlich springt aus dem mit einem Taxischild bestückten Wagen, der schon bessere Tage gesehen hat, ein ein wenig wie Samuel Jackson aussehender Mann auf mich zu. Gemeinsam verstauen wir im Eiltempo das Gepäck im Wagen, nehmen Platz und verschließen sämtliche Türen. Sofort danach geht es mir beinahe quietschenden Reifen in der Mitte der Straßen durch die Nacht von Johannesburg, ohne realen Halt selbst an roten Ampeln oder Stoppschildern. Es ist offensichtlich nicht nur seine Eile, die Fahrt schnell zum Erfolg zu führen – sondern auch die Sorge um Sicherheit.

Unser Gespräch bleibt kärglich. Where are you from? Do you stay here for vacation or business? Where do you go to? Der Standard. Ich lobe betont Land und Leute und die entspannte Reggaemusik im Radio, die mich zum ersten Mal in dieser Nacht ein bisschen entspannt. Doch selbst jetzt habe ich noch Angst, dass uns ein unvorhergesehenes Ereignis mitten auf der Straße stoppt. Es legt sich erst auf der Autobahn, die uns zum O. R. Tambo International Airport führt.

Hakuna Matata
Um 05:00 Uhr treffen wir am Flughafen und ich besorge noch schnell das Geld für die Fahrt, während er mit meinem Gepäck im Wagen wartet. Wieder eine Situation, die Vertrauen braucht – zum Glück ohne Enttäuschung. Vielleicht wäre es mir in den Stunden zuvor mit mehr Vertrauen besser gegangen. Hakuna Matata, “es gibt keine Probleme”, wie es geflügelt auf Swahili (und zum Mem geworden durch den König der Löwen) so schön heisst. Daher möchte ich von ihm zum Abschluss gerne noch wissen, wie gefährlich tatsächlich die Fahrt, die Ankunft und der Aufenthalt im Johannesburg ware. Nach seiner Einschätzung ist das Risiko im Bus und der Station gering, während JoBu schon ein NoGo gewesen wären.

Befreit betrete ich den Flughafen. Um 06:15 Uhr öffnet das Boarding, um 09:15 Uhr ist der Weiterflug nach Abu Dhabi geplant. Doch der Flug hat mehrere Stunden Delay. Etihad als betraute Airline lädt uns dafür zum Frühstück ein und bietet die Möglichkeit, uns in einem nahegelegenen Hotel zu erfrischen und einige Stunden zu schlafen, bis es am Nachmittag weitergeht. Mit insgesamt 2 Verspätungen bei 4 Flügen auf mehr als 20.000 Kilometern lässt sich leben. Mehr zu Etihad folgt noch im Bericht zu den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Zu guter Letzt: Diese Zeilen schrieb ich im Flugzeug, 12:000 Meter über dem Meer, aktuell über Mossul. Auf dem siebenstündigen Flug von Johannesburg nach Abu Dhabi weht mit rund 1.000 km/h ein gänzlich anderer Servicewind als in südafrikanischen Bussen. Zwar wird hier während der Nacht auch gelegen, geschlafen und geschnarcht, doch alles sehr dezent. Der Service stimmt und die die sanitären Anlagen sind in Ordnung. Selbst die Kosten pro Kilometer sind nochmals deutlich geringer als beim Langstreckenbus, dieser Teilabschnitt kostet mich gerade mal umgerechnet 125 Euro für den Flug (Details zu den günstigen Kosten am Ende der Artikel-Serie). Und Entgegen aller Erwartungen, trotz paradisisch viel Platz und “cosy feeling” kann ich im Flugzeug niemals schlafen.

Selbst nicht auf dem Weg zu den Sandmännern in Abu Dhabi.

(Ende des Tagebucheintrags)


Zum Abschluss
Natürlich war ich auch in Afrika laufen. Weil mein Aufenthaltsort in Südafrika deutlich südlicher liegt als die ziemlich äquatorial gelegenen Seychellen, gab es bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit Fort- bzw. Rückschritte, nur war die Atmo weiterhin deutlich hochsommerlich mit Tendenz zu feuchtwarm. Beim Jog entlang der Elektrodrahtzäune, die uns im Ressort vor Nilpferden und Krokodilen beschützten, gab ich wirklich mein Bestes. Allerdings war Hazyview vermutlich nicht vergleichbar mit dem kenianischen Läuferparadis Iiten.

Mein Plan, im Krüger Nationalpark mit den Löwen um die Wette zu laufen, scheiterte bereits an der Kindersicherung des Safari-Jeeps. Den Rest besorgen dann das üppige Frühstück, der Pool und das BBQ am Abend. Trotzdem waren einige 5 Kilometer lange Runden auf dem Golfplatz drin, die ich trotz der tatsächlich erstaunlich kraftvoll geschlagener und gefährlich schneller und schwerer Golfbälle schweißbetrieben absolvierte.

Begleitet haben mich weiterhin die wundervoll orangen Brooks Transcend, die parallel in Paris Premiere feierten und aus Sicherheitsgründen nach und von Südafrika aus sogar im Handgepäck reisten. Ausführlich persönliche Infos dazu im Paris-Bericht in Kürze.

DCIM105GOPRO


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