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running soon: 1. Herz-Kreislauf, StrongmanRun 2015

Days of Dortmund

Anfang Februar feierte der Indoortrail in der Dortmunder  Westfallenhalle Weltpremiere. Die 1,2-Kilometer-Runde wurde von erfahrenen Trailexperten entworfen, die auch (Ultra)Trails in den Alpen veranstalten. So konnte man jetzt direkt vor der Haustüre über Geröllfelder, Baumstämme und Wurzeln laufen, sich in Steilkurven werden,  die Füße in Schneefelder kühlen, Wälder durchqueren und in Schlammgruben schmutzig machen. Perfektes StrongmanRun-Training und ab sofort fixer Termin im jährlichen Laufkalender.

Echte Weltpremiere
Einen Trailrun in der Halle hat es weltweit noch nie gegeben. Die Streckenbauer Stephan Repke und Joscha Forstreuter nutzen beim Streckendesign nicht nur die Topographie der Halle, sie geizten auch nicht mit Natur. Staub flog, Schlamm spritzte, Schnee knirschte. Dafür wurden rund 450 Kubikmeter Erde, 16 m³ Kies, 15 m³ Sand und 30 m³ Schnee verbaut, 60 Sattelschlepper mit mehr als 1.000 Tonnen Lehmboden fuhren die Westfalenhalle beim tagelangen Aufbau an. 55 Helfer unterstützen, 20 Streckenposten stellten die LT Bittermark und LT Wischlingen – Dortmunder Lauftreffs. Der Aufwand lohnte sich: 1.500 Läuferinnen und Läufer besuchten den 1. ECCO Indoortrail 2012, der vom 03. bis 05. Februar an insgesamt 3 Tagen in Dortund stattfand.

Trailrunning
Der Indoortrail war kein einfacher Hindernislauf, sondern ein echter Trailrun mit zahlreichen natürlichen Elementen. Dabei muss ein Trail kein steiniger Alpenpfad sein. Auch in der Großstadt kann man als Läufer abseits der planierten Wege und Straßen Spaß haben (Urban Trail). Natürlich ist ein echter Alpentrail trainingstechnisch anspruchsvoller und auch wirkungsvoller als ein Urban Trail.

Beide haben eins gemeinsam: Eine äußert angenehme Abwechslung im Laufalltag. Trailrunning erfordert zu jedem Zeitpunkt volle Konzentration. Wo beim normalen Ausdauerlauf die Gedanken schonmal auf Wanderschaft gehen oder sich gleich ganz abschalten, sollten Trailrunner besser ständig Boden und Umgebung im Blick behalten. Auch die Körperkoordination, das Reaktionsvermögen und die Auffassungsgabe wird gefordert. Kurz: Trailrunning trainiert Körer und Geist. Mehr zum Thema lest ihr hier, Schauwerte en mass bietet das gleichnamige Magazin “Trail“.

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Polarisationsfaktor

Zugegeben, beim Indoortrail muss man sich nicht qualifizieren wie beim Ironman auf Hawaii. Jeder kann teilnehmen, vom Trailrunning-Neuling bis zum ambitionierten Trailrunner oder Trail-Profi. Sponsorenläufe (Samsung) stehen genauso auf dem Programm wie Läufe für Kinder, Familien, durchschnittlich und besser trainierte (5 und 10 Runden). Das mag in seiner Buntheit und mit dem (sic!) Volkslaufcharakter harte Hunde abschrecken, zum Transport des Sportgeists und Mission der Botschaft ist es aber perfekt geeignet – wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg. Aim of the game.

Wer jetzt meint, man könne das gleiche Erlebnis auch bei einem schönen Urban Trail dieser Tage draußen im Freien haben: Vielleicht hat er Recht. Sicher gibt es ganz tolle
Strecken, echte Geheimtipps voller Abwechslung, reich an Reizen. Mein Problem: Meine Lieblingsstrecken sind weder so cool wie der Trail in der Westfalenhalle, noch trainiere ich sonst an diesem Ort zahlreicher schöner Erinnerungen. Auch vermisse ich bei privaten Wochenendläufen Countdown, Durchsagen, Moderatoren, Fotoservice, Getränkestation und 1.500 andere Läuferinnen und Läufer. So ein Lauf ganz alleine ist zwar auch schön, doch in der Sache ganz anders. Und dermaßen “kontrollierte Bedingungen” waren sichtlich auch für Kinder klasse.

Kritik auf den Kurs lasse ich nicht kommen: Der war wirklich abwechslungsreich und aufwendig designt. In den Aufnahmen kommt es aufgrund Gewackel und GoPro-bedingtem 170° Fischaugenobjektiv vielleicht nicht so rüber, doch selbst die Treppenhäuser haben Spaß gemacht: Ideal für ein kleines Cooldown und Durchschnaufen, HOT dann immer wieder die Halle und der zentrale Parcour. Gemein und böse der Streckenverlauf in den beiden weiteren Hallen, der die Muskeln zum Brennen brachten. Sah harmlos aus, hatte es aber ziemlich in sich. Generell bekam man Einblicke in die Dortmunder Westfalenhalle, die so sonst kein Besucher erhält. Da wurden glatt sportliche Erinnerungen an die Veltins-Arena in Gelsenkirchen (2010) und das Olympia-Stadion in Berlin (2011) wach. Die Westfalenhalle und das Areal waren außerdem spürbar fest in Läuferhand, einfach eine tolle Atmosphäre. Jäger, Angler, Hunde- und Naturfreunde konnten außerdem den Trailrun mit der parallel stattfindenden Messe “Jagd und Hund” verbinden. Rein vom Augschein des Publikums her war die Schnittmenge mit den Läufern allerdings nicht groß.

Organisaton
Zwar eine Premiere, dank Profis stimmte aber alles: Hinter dem Lauf steckt einerseits die nette Münchener Truppe von Plan B, Eventspezialist für Trailrunning. Daneben die Runners World, weltweit größte Laufzeitschrift. Mediale Abdeckung im Vorfeld, parallel und nach dem Lauf war top, nirgendwo mangelte es zu Medien, Materialien und Infos zum Lauf. Moderation durch zwei Profis in der Halle war einfach spitzenstimmungsfördernd, besonders freute ich mich da über die Moderation durch den Sportmoderator Andreas Menz (übrigens auch beim Firmenlauf). Gänsehautfeeling, nicht nur wegen einiger speziellen Durchsagen, als wir uns erspähten. Besonders groß war das Veranstaltung der Medien an der Veranstaltung, alleine der WDR berichtete mehrfach in den Lokalzeiten und im Special “Sportlich unterwegs“. Gefreut habe ich mich auch über die Fotografen der Runners World, Lars Schneider und besonders Heinz Schier, der im vergangenen Jahr auch beim Firmenlauf mit dabei war.

Vor Ort gut zu beobachten: Der Veranstalter kümmerte sich durchgehend sorgfältig um den einwandfreien Zustand der Strecke. Immer wieder wurden kleine Pause eingelegt, durchgeputzt, ausgebessert, wiederaufbereitet. Störte nicht, unterstrich die Hingabe an die Qualität. Verbesserungspotential gibt´s in Sachen Getränkestation (sollte jederzeit besetzt und mit genügend Trinkbechern ausgestattet sein), kommerziellen Fotoservice (der generell okay war, aber mehr Locations, insbesondere Finish, vertragen hätte) und den 50 Euro Pfand für den Transponder: Entweder hab ich es überlesen, oder es könnte besser angekündigt sein, um bei Abholung der Startunterlagen vor Ort vorbereitetet zu sein. Lob und Respekt auf alle Fälle für die generell fairen Preise der Veranstaltung – gerade angesichts des Aufwands beim Aufbau, Mehrtägigkeit des Events und hochwertigem Startbeutel/inhalt. Zuschauer hatten sowieso kostenlosen Eintritt am Veranstaltungswochenende.

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Das Rennen

Ungewohntes Startprozedere: Alle 15-20 Sekunden gehen vier Läufer auf die Strecke. Einlass zur Startbox nur auf Basis der Startnummer, in Reihenfolge gemäß der (sekundengenauen) Startlisten. Hatte was von Disco, die “Türsteher” streng, die kurze Wartezeit vor dem Start very special. Countdown – and race is on!

Als einer der ersten 10 Läufer auf der Strecke hatte ich glücklicherweise direkt regelrecht freie Bahn, nur eine handvoll Läufer vor mir. Unmittelbar vor dem Start gabs außerdem noch ein kleines Interview (Ausschnitt hier ganz am Ende), aus dem Samsung-Livestream gibts dazu bewegte Bilder (flottes Video folgt).

Zum Kurs gibt´s nicht mehr viel zu sagen über die Abschnitte oben hinaus – einfach toll! Respekt hatte ich aufgrund der 10 Runden á (!) 17 Hindernisse und je 50 Höhenmetern –  Kraftprobe! Die 12 Kilometer, 170 Hindernisse, 500 Höhenmetern fühlten sich am Ende schon härter als ein Halbmarathon an, die muskuläre Mehrbelastung war deutlich spürbar. Allerdings hielt sich der Muskelkater am Folgetag in Grenzen, im weiteren Verlauf der Woche war er gleich wieder wieder.

Es ist mir allerdings unerklärlich, wie der Veranstalter eine Freigabe für das Sicherheitskonzept zum Kurs hinbekommen hat: Treppenabsätze als potentielle Stolperfallen auf den Rängen, steile Stahltreppen direkt nach dem Schneefeld, niedrige Vorsprünge der Betondecken und Stauungen am oberen Ende der Rampe, bei der man auf den Rang kletterte: Versteht mich nicht falsch: Sportlich spitze, aber für Sicherheitskonzeptionierer bestimmt ein Alptraum.  Was die Tollheit des Tracks nicht schmälert, im Gegenteil. Außerdem boten meine PureGrit-Schuhe von Brooks jederzeit sicheren Halt, egal ob auf Sand, Matsch, Mulch, Kies, Schnee, Schmutz, Bäumen, Steinen, Treppen, Stahl, Beton und Wasnichtnoch.

Dank frühen Starts freie Bahn, aufgrund des Rundkurses zehn Runden und vielen hundert Startern füllte sich der Kurs zunehmend. Ab einem gewissen Zeitpunkt war Überholen nicht mehr möglich, gerade bei den längeren Passagen auf den Rängen. Was aber nicht viel machte, nutzte man diese Abschnitte doch einfach für eine kurze Erholung. Hielten die meisten so, nur ganz vereinzelt gab´s motivierte und beherzte Überholvorgänge und Zurufe durch “Pro´s”.

Mit Rand 185 und 01:25 Stunden für die 12 Kilometer Trailstrecke bin ich ganz verständig, da ich während des Laufs einige Sequenz “stehend” filmte (und die Kräfte wegen weiterer Aktivitäten am Wochenende schonte). Kleines Beispiel, allerdings aus der Egoperspektive: Die erste Runde komplett:

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Fazit

Generell ging es nicht um Bestzeiten, sondern das Erlebnis, die Atmosphäre und den Spaß, die dieser Lauf überreich bot. Ein intensives, mehrtägiges Highlight im Laufkalender, das für 2013 fest eingeplant ist – und laut Veranstalter versprochen stattfindet. Oder um es mit einem Zitat von Robert Frost zu sagen: “Im Wald boten sich mir zwei Wege dar, und ich nahm den, der weniger betreten war.” In diesem Sinne: Tolle Tage in Dortmund!

P. S.
Zum Abschluss noch das offizielle Veranstaltervideo. Und den Typen ganz am Ende kennt ihr vielleicht. Muss auch immer das letzte Wort haben.

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